Der HERR heilt, die zerbrochenen Herzens sind,

und verbindet ihre Wunden. Psalm 147,3

Monatsspruch für den August 2024

 

Liebe Leserinnen und Leser!

Stell dir mal vor, Gott sitzt im Himmel auf einen riesigen Berg an Mullbinden und Pflaster.

Elastische Fixierbinde in weiß und beige; Kurzzugbinden, elastisch, steril oder unsteril, 6 cm oder 8 cm breit; dazu Gaze und Mullkompressen. Dann natürlich Pflaster in allen Größen und Breiten. Leukoplast superstark oder für empfindliche Haut „skin sensitive“. Und ganz neu dabei: Kinesio-Tape.

Der Berg ist ganz schön hoch – denn schließlich muss das Verbandsmaterial für die Wunden aller verletzten Menschen reichen. Auf der ganzen Welt.

Dieses Bild jedenfalls kommt mir in den Sinn; wenn ich diesen Satz aus dem 147. Psalm lese: „Der HERR heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden.“

Eine wunderbare und tröstliche Vorstellung wäre das, wenn auf einmal alle himmlischen Heerscharen mit all den Pflastern und Mullbinden ausflögen, um alle Wunden der Menschenkinder zu verbinden. Vom Süden bis zum Norden, von Osten bis zum Westen: aufgeschürfte Knie; Schnittverletzungen; das Loch im Kopf, vom Sturz von der Treppe; die Wunden von den herabfallenden Trümmern des Erdbebens oder die Schussverletzung im Krieg, die Wunden der Granatsplitter und was es sonst noch alles an Schrecklichem gibt. Aber die Himmlischen schreckt das nicht: Alles wird sorgfältig verbunden – mit großer Zuwendung und Liebe. Zart und vorsichtig, voller Trost … Und alles wird wieder gut und heil …

Doch da ist ja nicht nur vom Verbinden der Wunden die Rede. Davor kommt noch etwas Anderes, weitaus Schwierigeres: Gott heilt die zerbrochenen Herzen!

Also zieht wohl zuerst eine Heerschar Engel aus, um seelsorgliche Dienste an Millionen von Menschen zu leisten. Menschen, deren Herzen zerbrochen sind: sei aus Trauer, aus Enttäuschung, verlorener Liebe oder Wut, Auseinandersetzung, Trennung, Schuld.

Diese Engel brauchen keine Mullbinden und Pflaster – die brauchen eher sooo grooooße Ohren, Geduld und viel Zeit. Zeit für Geschichten, Zeit einfach mit den Herzenskranken Wege zurück in die Vergangenheit, aber dann auch wieder in den Alltag, in das Leben zu gehen. Ich stell mit vor, da säßen die Engel neben ihnen und halten sie einfach im Arm. Ja, naiv, magst du sagen. Vielleicht. Vielleicht auch nicht.

Schon zu Zeiten des Alten Testaments glaubten Menschen an den heilenden und tröstenden Gott, der uns tröstet, wie einen eine Mutter tröstet. Und auch im Neuen Testament ist sehr viel von Heilung die Rede: Lahme gehen, Blinde sehen, chronisch Kranke werden gesund. Oft reicht nur ein Wort aus Jesu Mund, oder es reicht den Saum seines Mantels zu berühren … „Dein Glaube hat dich gesund gemacht!“, sagt Jesus.

Gott schenkt in seinem Sohn Jesus Christus allen Menschen unzählige Neuanfänge. Er ist der Arzt unseres Lebens. In seiner Versöhnung werden Wunden geheilt, kommt wieder zusammen, was getrennt war, werden Schmerzen gestillt, werden Fehler korrigiert und kommt man mit sich selbst, mit anderen und mit Gott ins Reine.

Darum ist es doch nicht nur naiv zu glauben: „Der HERR heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden.“

Im Gegenteil, eigentlich entlastet es mich sogar: Ich muss mein zerbrochenes Herz nicht selbst heilen oder mir selbst die Wunden verbinden. Was wäre das für eine schreckliche Selbstüberforderung.

Da ist also dieser Berg an Mullbinden und Pflastern – und wie gut, dass es sie gibt, die Engel, die sich überall auf der Welt von Gott beauftragen lassen, zerbrochene Herzen heilen und Wunden verbinden. Menschen, die in seine Nachfolge treten und ernst machen mit der Nächstenliebe. Dort wo ein jeder bemüht ist mit Gottes Hilfe, die Last des Anderen zu tragen.

Bei Gott wird verwundetes und zerbrochenes neu – nicht nur einst, wenn wir gestorben sind, wenn Gott behutsam unsere Zerbrochenheiten zusammenfügt und uns aufbewahrt für sein Reich, sondern schon jetzt mitten im Leben dürfen Wunden geheilt, kann Zerbrochenes wieder zusammengesetzt, können Tränen getrocknet werden. Irgendeiner seiner Samariter ist sicherlich auch ganz in deiner Nähe unterwegs.


Es grüßt Sie / Euch ganz herzlich

Ihr / Euer Pastor Michael Hüstebeck